Casper - Lange lebe der Tod Tour 2017 - 21.11.2017 Leipzig
Es ist ein kalter und nasser Novembertag und es will eigentlich so niemand auf die Strasse. Doch ab dem Leipziger Stadtzentrum bewegen sich auffällig viele überwiegend junge Leute in Casper Klamotten Richtung Arena Leipzig. Dort soll es nun heute endlich stattfinden, das lang ersehnte und verschobene Konzert der LLDT Tour von Casper. Das neue Album ist im Vorfeld erschienen und hoch in den Charts eingestiegen. Das Interesse an Casper kommt mittlerweile nicht mehr nur aus den Rap Fankreisen. Schon im Oktober war der Rapper im Rahmen seiner Aktion "Catch the Casper" in der Stadt und feierte eine heisse Clubshow im UT Connewitz.
Doch bis es in der Arena Leipzig soweit ist, eröffnet gegen 19 Uhr Fatoni den Abend in der schon gut gefüllten Arena. Von Casper persönlich für die Tour ausgesucht betritt der Rapper und Schauspieler mit Gitarre und DJ den knapp bemessenen Bühnenabschnitt um die Stimmung auf seine spezielle Art und Weise in der großen Halle anzuheizen. Viele tummeln sich jedoch zu diesem Zeitpunkt noch an den Merchständen oder versorgen sich noch mit Essen und Trinken.
Doch das sollte sich schnellstens ändern. Fatoni verlässt die Bühne und das übergroße Banner mit dem Stacheldraht wird sichtbar und verdeckt noch den Blick zur Bühne. Die Arena füllt sich nun recht schnell und soll laut Veranstalter auch ausverkauft gewesen sein. Der Soundtrack zu den Glorreichen Sieben entpuppt sich zum Intro und pusht die Menge auf bis das Banner fällt und den Blick auf die große Bühne frei gibt.
"Alles ist erleuchtet" powert sofort los und kann treffender den Start des Konzertes nicht beschreiben. Casper stürmt auf die lichtüberflutete Bühne und legt sofort mit einem Tempo los, welches die kommenden zwei Stunden auch kaum langsamer wird. Die Halle bebt, tausende Hände gehen in die Höhe und selbst auf den Rängen sitzt kaum noch einer sondern tanzt und feiert den Bielefelder Rapper. Die Bühne ist Caspers Spielwiese des Abends und ist eine nach hinten steigende Rampe an dessen Seiten sich die Livemusiker aufgestellt haben. Casper stürmt von links nach rechts, von oben nach unten oder pusht das Publikum mit wilden Sprüngen und fast schon artistischen Einlagen an. Die ersten Töne von "Sirenen" ertönen schon im ersten Teil des Sets und in der Halle gibt es kein halten mehr. Casper performt diesen Titel auf einer schwebenden Bühne umsäumt von einer gigantischen Lichtshow und die Fans rasten förmlich aus. Die Halle ist ein springendes Menschenmeer und die Energie von der Bühne wird förmlich ins Publikum übertragen. Einzige Pause in dieser Vollgasshow ist die ruhige Nummer "Michael X" und wird auch dankend zum kurzen verschnaufen angenommen. Selbst Casper steht mal relativ ruhig an seinem Mikro und singt die ruhigen und andächtigen Zeilen in die Venue.
Doch das war´s dann auch mit Ruhe. "Der Druck steigt" ertönt aus den Boxen und sofort bebt die Menge wieder. Kurz darauf verschwindet Casper plötzlich von der Bühne und es wird düster im Saal. Die Band spielt die bekannte Melodie und im gleisenden Licht steht Casper plötzlich mitten in der Halle auf einem kleinen Podest und zelebriert seinen altbekannten Hit "Mittelfinger hoch". Auch dieser aufforderung folgten tausende Mittelfinger und es wurde gepogt und getanzt als gibt es kein Morgen mehr. Mit dem Titelsong "Lang lebe der Tod" verabschiedet sich Casper von seinem Publikum und verlässt die Bühne unter tosendem Applaus. Die Fans fordern lautstark Zugabe und bekommt diese nach nur wenigen Momenten des Verschnaufens auch in Form von "Keine Angst", "Jambalaya" und "Flackern,Flimmern". Es wird nochmal alles gegeben und plötzlich ist auch alles ganz schnell vorbei.
Nach reichlich 2 Stunden Powerperformance verlassen tausende glückliche Gesichter die Arena und verschwinden in die kalte Novembernacht.
NCN 2017 - 12. Nocturnal Culture Night
Das NCN 2017 liegt nun hinter uns und lässt viele wunderbare Erinnerungen zurück. Wie auch in den letzten Jahren wurde auch in diesem Jahr schon am Donnerstag mit einer Warm Up Party gestartet, die gegensätzlicher nicht sein konnte. Tomas Tulpe vs. Daniel Myer alias Liebknecht hatten den Slot die Warm Up Party zum kochen zu bringen. One Man Band und tanzende Bühnenwurst Tomas schaffte es tatsächlich die Menge zum ausrasten und tanzen zu bringen. Der Bühnengraben wurde kurzerhand abgebaut um dem Publikum auch wirklich hautnah zu sein. Der Übergang zu Liebknecht war danach schon ein ziemlicher Break, doch Daniel und Co. schafften auch das und begeisterten in den späten Abendstunden mit fetten elektronischen Klängen.
Am Freitag startete das Festival dann auch endlich offiziell und Red Mecca überzeugte optisch wie auch musikalisch mit wunderschönen elektronischen Klängen auf der Parkbühne. Als Publikumslieblinge des letzten Jahres standen mit deutlicher Spielfreude Me the Tiger diesmal auf der großen Weidenbogenbühne und haben sichtlich an Fans dazu gewonnen. Wer danach nicht direkt an der Bühne war, hätte denken können das VNV Nation im Anschluss die Bühne betreten haben. Doch so klingt es nunmal wenn Ruined Conflict auf der Bühne stehen und ihr Futurepop Set zum besten geben. Die Ähnlichkeit der Stimme und des Sounds sorgt mit Sicherheit für Spot als auch für Wohlgefallen aber damit leben die Jungs schon eine Weile. Doch auch mit Bands wie Arise X, Girls Under Glass, Schonwald, Mr.Kitty oder auch Spiritual Front wurde am ersten Festivaltag auf allen vier Bühnen so fast jeder Musikgeschmack bedient. Wo auf der Weidenbogenbühne die Berliner Zeraphin als Headliner auf der Bühne standen und ihr Set aus Klassikern zelebrierten, fieberten viele schon Schwedens Hitmaschine Covenant entgegen. Die Schweden betraten zu später Stunde mit Daniel Myer an den Tasten im blauen Nebellicht die Amphibühne und bretterten ein Set in den Kulturpark welches es in sich hatte. Vor der Bühne war es brechend voll und es blieb kaum einer still stehen zu den treibenden elektronischen Beats der Band um Eskil.
Mit dem Samstag kam dann auch der obligatorische NCN Regen welcher aber nicht davon abhielt zahlreich zu erscheinen. Den Opener des Tages machten die symphatischen Jungs von Beyond Obsession. Über die letzten Jahre haben sie sich in die Herzen der Fans gespielt und sollten nun auch endlich die Möglichkeit haben dies in Deutzen zu tun. Mit ihrem dynamischen Electropop schafften die drei das auch im handumdrehen. Auf der Amphibühne starteten direkt im Anschluss Massiv in Mensch mit neuem Album und blauen Bühnenoutfits. Die elektronische Blue Man Group schaffte es auch hier die müden Knochen der vergangenen Nacht in Bewegung zu bringen. Zurück zur Weidenbogenbühne bot sich ein ungewohnter Anblick. The Red Paintings standen auf der Bühne und starteten mit einem schrägen Michael Jackson Cover ihr buntes Set. Asiatische Gewänder, ein gekrönter Frontmann und Bodypainting machten diese Show recht einzigartig. Aber auch die EBM Fraktion kam an diesem Tag auf ihre Kosten denn mit Jäger 90, NordarR und Pouppée Fabrikk tobten Bands der härteren Art über die verschiedenen Bühnen. Die Gedanken in die Vergangenheit bzw. die 80er durften bei Bands wie Dorsetshire, Boytronic oder auch M.I.N.E. schweifen. Wobei letztere Band eher ein neues Project von Camouflage Mastermind Marcus Meyn ist, bei welchem aber auch alte Klassiker ertönten. Für viele noch völlig unbekannt überraschten auf der Parkbühne Hearts of Black Science mit ihrem Sound und blieben sicher vielen im Ohr und kamen auf den CD Wunschzettel. Doch dafür ist ja das NCN bekannt, das es eine gesunde Mischung aus bekannten und neuen Bands gibt. So standen an diesem Abend gleich auf beiden Hauptbühnen gestandene Urgesteine der Szene. Crematory, Goethes Erben und Phillip Boa feierten mit ihren Sets und den Fans bis tief in die Nacht und es erklang im Kulturpark so mancher Hit und Klassiker der Szene.
Der Sonntag begrüßte die Besucher mit strahlendem Sonnenschein und den meisten Sonnenstunden des Wochenendes. Munter werden fiel auch an diesem letzten Festivaltag nicht schwer den die Norweger von Essence of Mind gaben von der ersten Minute an Gas und bretterten ihren Alternative Electronic Rock den Besuchern um die Ohren. Obwohl es Opener oftmals schwer haben stand die Spielfreude an erster Stelle und vor der Weidenbogenbühne versammelten sich nicht wenige Gäste zur Mittagsstunde. Wenig Bühnenshow aber derbe Elektronikkost erzeugten derweil Vuduvox und Lucifer´s Aid auf der Amphibühne. Zu sehen gab es nicht viel, dafür war es mehr fürs Tanzbein. Nebenan machten sich die Newcomer Emphaty Test bereit, welche sich innerhalb kürzester Zeit einen beachtlichen Namen erspielt haben. Wunderschöne Melodien im elektronischen Gewand und eine fantastische Stimme des Sängers luden zum träumen und tanzen ein. Von dieser Band ist sicher noch viel zu erwarten. Aber auch auf den kleineren Bühnen gab es den ein oder anderen Ohrenschmaus. Wo auf der Parkbühne Saigon Blue Rain und Ash Code überzeugten, fand auf der Kulturbühne der eigenwillige Otto Dix seine Zuhörer. Während auf der Weidenbogenbühne noch Spectra Paris optisch wie musikalisch ihr Set präsentierten strömten schon die ersten Besucher erwartungsvoll zum wohl schrägsten Act des Wochenendes. Sigue Sigue Sputnik gaben sich auf der Amphibühne die Ehre und zauberten auf so manches Gesicht ein Lächeln. Mit ihrer Show aus Cyperelektronik, Travestie und Rock´n´Roll schafften sie eine Stimmung bei der sogar Veranstalter Holger feiernd im Publikum gesichtet wurde. Selbst Spectra Paris kam direkt von ihrem Gig um am Bühnenrand freudig tanzend den Auftritt zu feiern. Nicht wenige zog es direkt zur Parkbühne, denn dort sollte nun als Abschluss auf dieser Bühne Drangsal auftreten. Bekannt durch die Zusammenarbeit mit Casper waren viele gespannt auf diese eigentlich Szenefremde Band. Nicht jedermans Geschmack, doch bei soliden Gitarrenrock blieben dann doch eine ganze Menge vor der Bühne. Gleichzeitig beschlossen Elegant Machinery das Festival auf der Weidenbogenbühne und verwandelten das Areal in eine tanzende Partyzone. Den krönenden Abschluss des NCN 2017 machte aber in diesem Jahr Suicide Commando und das taten Johan und seine beiden Mitstreiter souverän. Noch einmal wurde beiderseits alles gegeben und zu wummernden Hellelektrosounds wurde die 2017er Ausgabe des beliebten Festivals im Grünen würdig verabschiedet.
Doch auch am Gesamtkonzept wurde wieder viel getan und verbessert. Viele vermissten zwar den Mittelaltermarkt aber laut des Veranstalters lag es nicht an ihm. Drei Parkplätze sorgten für reichlich Platz und werden auch im nächsten Jahr weiter verbessert. Die bereits eingeführte Pullerflatrate sorgte auch dieses Jahr dafür das man nicht immer mit Kleingeld zum Bedürfniss musste. Am meisten wurde am gastronomischen Line Up gefeilt und somit konnte man an mittlerweile 32 Ständen aus verschiedenen Leckereien und Getränken für sein leibliches Wohl sorgen.
Ich verneige mich vor Veranstalter und Crew und bedanke mich für ein fantastisches Festivalwochenende im Kulturpark Deutzen.
See you 2018 ...
Michael Bock
04277 Leipzig/Connewitz
michabockphotography@gmail.com